BVBB Bürgerverein Berlin Brandenburg e.V.

Die am 04.07.2011 von der „Deutschen Flugsicherung“ (DFS) für den Großflughafen BBI/BER Berlin – Schönefeld veröffentlichte Regelung der An– und Abflüge (Flugrouten) ist vor dem Hintergrund von Forderungen und Hoffnungen eine Bruchlandung für alle St. Floriansjünger. Sogenannte neue Bürgerinitiativen und Bürgermeister, insbesondere die sich so nennende „Schutzgemeinschaft“ (Baier/Mahlow Blankenfelde – Mücke/Schulzendorf – Speer/Eichwalde – Ahlgrimm/Großbeeren sind unsanft auf dem Fluglärmteppich gelandet. Wen wundert es, dass nun die Melodie angestimmt wird nach der sich der Kampf gegeneinander, immer ging es um St. Florian, doch irgendwie gelohnt hat. Schließlich konnte man sich ja auch von Wowereit (SPD) und Platzeck (SPD) bestätigen lassen, dass man „gute Arbeit“ geleistet habe und auch noch erfolgreich war.

Diese Melodie ist die Fortsetzung von Lügengeschichten, Illusionen und Vertuschungsversuchen, um die betroffenen Bürger stillzuhalten.Sie sollten sich auf politischen und sachlichen Nebenkriegsschauplätzen betätigen, nicht aber mit der Wahrheit befassen. Die Flugroutendiskussion war und ist darum ein Ablenkungsmanöver mit Verdummungscharakter. Die Ursache, der Ausgangspunkt auch des Fluglärms, sollte eben nicht Gegenstand von Protesten werden. Der Standort wurde mit allen Mitteln tabuisiert. Der BVBB, der dieses böse Spiel mit den Gefühlen der Betroffenen durchschaut und öffentlich gemacht hat, musste in die Schweigespirale, er war gefährlich für die Volksverdummer.
Der Kommentator der „Berliner Zeitung“ (05.07.11) hat die  Wahrheit trefflich formuliert:
„Der Ur-Fehler damals (gemeint ist die Standortentscheidung 1996, der Autor) ist auch der Grund, warum die Verantwortlichen heute kein Interesse haben, die mit dem stadtnahen Flugbetrieb verbundenen negativen Folgen offen zu kommunizieren. Es gibt einige Indizien für die Vermutung, dass die Flugsicherung die tatsächlichen Flugroutenpläne erst 2010 aus der Wundertüte zog, als planungsrechtlich alles gelaufen war und die Betonmischer am südlichen Stadtrand längst bei der Arbeit waren.
Die Motivlage Wowereits ist eindeutig
Um Schönefeld durchzusetzen, wurde und wird von Berlin, Brandenburg und Bund bewusst eine Politik betrieben, die sich die normative Kraft des Faktischen zunutze macht. Eine ungute Rolle spielt dabei der Regierende Bürgermeister von Berlin, der vielfach betont hat, wie wichtig es ihm ist, persönlich im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft zu sitzen“.
Wenn Wowereit, Platzeck die gesamte sich so fühlende „politische Klasse“, besser Kaste, in Berlin und Brandenburg die Wahrheit vertuscht haben und weiter vertuschen, dann gelingt ihnen dies wiederum nur weiter, wenn die Lügereien auch in der medialen Schweigespirale bleiben. Das sollen sie wohl, wie man der Berichterstattung zum Ergebnis der DFS – Flugrouten entnehmen kann. Kritiklos wird wiedergegeben, was Wowereit schon am Wochenende auf seiner Wahlkampfveranstaltung vorgeben hat und was man aus der DFS – Darstellung herausdrehen kann. Der Tenor dieser wahrheitswidrigen Darstellungen: Alles halb so schlimm, es ist besser als noch vor Monaten angenommen, da gibt es Gewinner und Verlierer. Insgesamt kann man mit diesen Flugrouten leben, die den geringsten Fluglärm verursachen. Ja, selbst einige Vertreter von Bürgerinitiativen (Bone-Winkel, Peichl) machen keinen Hehl daraus, dass sie sich als Gewinner der DFS – Flugroutenergüsse fühlen. Selbstsuggestion kann man da vor dem Hintergrund von Fakten nur sagen.
Wie das Ergebnis der Flugroutenvorlage der DFS wirklich bewertet werden muss, hätten die Journalisten auf der ihrer Pressekonferenz folgenden „Bürgerinformation“ erfahren können. Nur, da fehlten sie, wie auf allen anderen „Bürgerinformationen“ im Anschluss an Sitzungen der Fluglärmkommission (FLK) auch. Schließlich ist die Information von Bürgern keine Information „bei Hofe und von Hofe“.

Das gehört zur Wahrheit, die wohl auch viele Journalisten nicht wissen wollten, weil sie sonst ihre schöne Geschichte vom schönen Ergebnis des Flugroutenpalavers nicht hätten schreiben können.
Auf Befragen in der Bürgerinformationsveranstaltung konnte die DFS keine nachvollziehbare Erklärung darüber abgeben, warum sie nur Routen für die Abflüge der Flugzeuge vorgelegt hat. Da hatte diese „Fachinstitution“ wohl völlig vergessen, dass das Flugverfahren für deren Regelung sie zuständig ist, nach Recht und Gesetz heißt: Regelung von „An– und Abflugverfahren“. Als geregelt vorgelegt wurde nur das Abflugverfahren, somit die halbe Wahrheit. Dass die Anflüge vergessen wurden, darf man nicht glauben. Schließlich wissen doch diese Experten, dass Flugzeuge die abfliegen erst ankommen müssen. Damit kein Irrtum möglich ist: ankommende Flugzeuge falle nicht senkrecht vom Himmel auf die Start– und Landebahn, bevor sie wieder abfliegen. Sie fliegen also an. Das wollte die DFS aber nicht darstellen, weil die An– und Abflugrouten auf Papier gedruckt natürlich auch für jeden Laien sichtbar machen, wie die Flugräume vor Start – und Landebahnen wirklich belegt sind.
Nahezu dramatisch im Sinne der Glaubwürdigkeit war dann die Antwort auf die Frage „Welche Gemeinden werden nun weniger belastet als gegenüber den DFS – Vorschlägen aus der Vergangenheit (1998 bis Sept. 2010)?
Schulzendorf, Eichwalde und Zeuthen, so die Auskunft würden weniger belastet, wenn die Flugzeuge auf  den vorgegebenen Routen fliegen. Welche mehr belastet werden, da schwieg des „Niebergalls Höflichkeit“. Feststellen darf man, es wird keine Gemeinde geben, die nachhaltig und spürbar weniger belastet wird. Dafür aber sicher wenigstens 15 Gemeinden, die neu mehr belastet werden. Auch hier darum das Urteil: Bruchlandung auf dem Fluglärmteppich.
Die Frage, wie viel Menschen dann nun durch die neuen Flugrouten weniger belastet werden, konnte auch nicht beantwortet werden. Dafür hat, so der arme DFS – Vertreter, die DFS keine Zahlenangaben. Wie sie aber ohne Kenntnis dieser Zahlen behaupten kann, wie auch die FLK, dass nun weniger Menschen vom Fluglärm belastete werden, ist nur als dreister Versuch zu werten, dem Publikum mit Märchenerzählungen die heile Welt zu schildern.
Fleißig und mit System wurde die Flugroutendiskussion in der Vergangenheit mit der Fiktion bestritten, dass Flugzeuge auf diesen Routen fliegen, wie Autos auf der Straße fahren. Monatelang haben Flugroutenmaler in den BIs 21, in Redaktionsstuben, Wunschrouten gemalt, um im Sinne des St. Floriansprinzips der eigenen Klientel immer zeigen zu können: Wir wissen wie wir verschont bleiben, ihr müsst nur mit uns protestieren, dann werdet ihr verschont. Was diese St. Floriansjünger geflissentlich verschwiegen haben, ist die Tatsache, dass  es um wenigstens 3 km breite Flugkorridore geht, die nur zu höchsten 10% der An – und Abflüge genutzt werden. So konnte dann auch DFS – Niebergall nicht bestreiten, dass der gesamte Flugroutenzirkus, das monatelange Palaver von Laien, Wichtigtuern und politischen Scharlatanen immer nur um höchstens 10% (weniger als 100 von 1000 Überflügen am Tage) der Flüge geht. 90% der Flüge fliegen nach dem Prinzip: Schnell runter, schnell rauf – keine Zeitverzögerungen, kein Mehrverbrauch an Kerosin durch Umwege und Abweichungen von der direkten Fluglinie. Ob hier dicht besiedeltes Wohngebiet überflogen wird, interessiert nicht.
Zur Ehrenrettung: trotz aller Erfahrungen (im Berliner Flughafensystem fliegen nur 7-8% der Flugzeuge nach Flugrouten) wollte sich Niebergall auf einen Prozentsatz nicht festlegen lassen. Wie auch? Er hätte doch sonst zugeben müssen, dass die ganze Flugroutendiskussion der letzten Monate vor dem Hintergrund der Fakten des Flugbetriebs und der Ergebnisse, die er vorgelegt hat, dummes Zeug war.
Warum plötzlich von der Nordbahn nach Westen nicht mehr schon vor Mahlow nach Norden 15°abgekurvt wird, konnte und wollte Niebergall nicht begründen. Allerdings wird er sich daran erinnert haben, dass schon im Vorfeld darauf hingewiesen wurde, dass die Nordroute gegen Westen wegen der Überflüge über Lichtenrade und Wannsee, Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf eine politische Lösung werden muss. Auf welchen Wegen auch immer, der DFS muss klar gewesen sein, dass ein von ihr gezeichneter Überflug über Lichtenrade für Wowereit und seine Forderung, kein Fluglärm über Berlin, ein politische Gau sein könnte. Jetzt plötzlich die Abkurvung erst hinter Lichtenrade, auf der Linie Großbeeren.
Wie von Wowereit gewünscht brach in Lichtenrade sofort der Jubel los. Wohl völlig neben sich behauptete dann die Vertreterin von „Keine Flugrouten über Berlin (KFB) dass jetzt alles nicht so schlimm wird wie angenommen. Sicher weiß die DFS, dass sie sich mit diesem Kniefall eine Klage gegen diese Nordroute eingehandelt hat. Wie unehrlich diese Routenführung nun ist, begründet Niebergall selber. Niebergall: „Wir haben die Routen im Osten über den Müggelsee gelegt, damit Erkner nicht von An – und Abflügen belastet wird. Diese Begründung zieht dann für die am meisten, weil von An– und Abflügen immer belastete Gemeinde Blankenfelde Mahlow nicht. Bedingt durch den Kniefall vor Wowereit wird diese Gemeinde nicht entlastet. Dies wäre nämlich möglich, wenn, sicher auch zum Nachteil von Lichtenrade, dieser Berliner Bezirk nur von Fluglärm belästigt würde. Bisher kein Wort dazu von Platzeck. Der findet es in Ordnung, wenn die Bürger seines Landes bis zur Gesundheitsgefährdung durch Fluglärm belastet werden, damit Wowereit seinen Bürgern sagen kann, dass der ganze Dreck des Flugbetriebs nach Brandenburg geht. Erst nach Inbetriebnahme, das soll bekanntlich nach den Berliner Wahlen sein, wird dann der ganze Dreck der Folgen der sachfremden Standortentscheidung auch den Betroffenen ins Bewusstsein kommen, die immer noch daran glauben, weil von verantwortungslosen Propagandisten eingeschwätzt: es wird wohl alles nicht so schlimm.
Die von vielen Medien vermittelten Informationen waren vor dem Hintergrund der Fakten und der Zukunft schon in der Vergangenheit reine Hofberichterstattung. Ausdrücklich muss hiervon der kluge Kommentar von Rogalla in der Berliner Zeitung ausgenommen werden. Darum soll noch einmal zitiert werden, weil so treffend ist, was Rogalla schreibt:
„Es kann aber nicht sein, dass die Fehlentscheidung für Schönefeld ignoriert wird und man weiterplant, als befinde man sich in dünn besiedeltem Gebiet.
Genauso geht Wowereit jedoch vor. Ein möglichst unbeschränkter Betrieb ist seine oberste Priorität. Man kann es auch andersherum sagen: Alles andere ist ihm ziemlich egal, die Interessen der verlärmten Anwohner beispielsweise. Die mussten, sozusagen Last Minute, 2010 lernen, dass es nicht nur abknickende Vorfahrten auf der Erde, sondern auch abknickende Flugrouten am Himmel gibt. Zu Recht fühlten sie sich auf die Rolle geschoben und gingen auf die Straße.
Schönefeld, ein unlösbarer Konflikt“.

Richtig eingeordnet, so treffend wieder Rogalla, ist darum die Diskussion über die Flugrouten. Zitat: “Da blieb der Flugsicherung nur übrig, den Fluglärm auf möglichst viele Betroffene zu verteilen – auch mit dem Ziel, den Lärm der Protestierer zur Ruhe zu bringen. Verteile und herrsche, heißt das Prinzip.“
Ob die Peichls, die Vertreter von BIs 21 in den letzten Monaten gelernt haben, jetzt wissen worum es wirklich geht, ist noch zweifelhaft.
Noch immer, so die aktuellen Einlassungen, glaubt man an den Widerstand und seine Wirkung durch Proteste. Man glaubt daran, dass die falsche Standortentscheidung und die damit verbundene Folgen Gemeinden oder Menschen verschonen können, die ihren Lebensmittelpunkt zwischen Schöneiche im Osten und Ludwigsfelde im Westen haben. Es wird im Sinne des Selbstbetruges auch daran geglaubt, dass Potsdam oder Lichtenrade auf ewige Zeiten vom Fluglärm verschont wird, weil die Flugrouten so schön gemalt sind. Dass die Phantasie nicht ausreicht, sich vorzustellen was bei mehr als 360 000 Überflüge/Jahr sein wird, wenn bald die dritte Start – und Landebahn kommen wird, ist vielleicht intellektueller Beschränktheit geschuldet.
Wer die Fakten über den kommenden Fluglärm kennt, sie richtig einordnet weiß, heute und in Zukunft gibt es kein Entrinnen vor Fluglärm. Der Fluglärm ist die konsequente Folge des Standortes. Darum ist es sachlogisch sich mit dem Standort zu befassen und nicht die Fortsetzung einer Profilierung durch Proteste zu Nebenkriegsschauplätzen wie Nachtflugverbot, Drehkreuzverhinderung oder weiteren Flugroutendiskussionen zu befassen.
Wer sich dieser Logik entzieht, wird immer neue Bruchlandungen auf dem Fluglärmteppich erleben. Wenn Illusionen durch die DFS – Flugrouten zerstört wurden, dann ist die Desillusionierung ein guter Anfang für eine neue Realität. Der Standort muss weg – es kann nicht sein, das Generationen unter Fluglärm leiden.