Leserbrief zu
Sehr geehrter Herr Schupelius,
Sie müssen es nicht einsehen, dass ich es künftig in meinen Alltag einplanen werde, allmontäglich im Terminal zu stehen und gegen diesen Großflughafen an diesem Standort mit seinen unerträglichen Auswüchsen für die Anwohner zu demonstrieren. Auf den Acker müssen wir dafür nämlich nicht; es darf durchaus schon das Terminal sein, wo es den Flughafen und den schönen Schein so richtig stört. Sie werden es tolerieren müssen, denn das Bundesverfassungsgericht höchstselbst hat das im Dezember 2010 erlaubt. Stehen Sie etwa nicht mehr auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland?
Weiterhin teile ich Ihnen mit, dass es dem allergeringsten Teil der Demonstranten je um die Flugrouten ging. Die Majorität demonstrierte schon immer gegen den Standort. Das haben Sie und alle anderen Medien bloß so lange falsch berichtet, bis Sie jetzt inzwischen an Ihre eigene Propaganda glauben. Und jetzt wundern Sie sich eben!
Am Wochenende blockierten zudem 10.000 Menschen das Terminal und nicht 7. 000. Aber genau so, wie Sie und Ihresgleichen in der Presse den Grund für die Demonstration schon falsch wiedergegeben haben, übermitteln Sie auch eine falsche Kopfzahl an Demonstranten, damit Sie weiterhin den Lesern Ihrer Zeitung eine gefälschte Realität übermitteln. In ein paar Monaten werden Sie sich wieder wundern, warum es mit einem Schlag dann noch so viele Demonstranten mehr sind.
Sie fragen, ob es fair ist, andere vom Reisen abzuhalten? Gegenfrage: Ist es fair, andere vom Leben draußen in gesunder Luft und sogar vom Nachtschlaf abzuhalten, Leute deswegen krank zu machen und ihr Eigentum an Grund, Boden und Immobilien zu entwerten? Eine ganze prosperierende Region in den Sand zu setzen für die übersteigerten Profitinteressen der Luftverkehrswirtschaft? Die Kindheit der Kinder und ihre Zukunft zu opfern, denn die Schwächsten leiden besonders unter der Lärm- und Schadstoff-Last? Die Menschen anzulügen und zu betrügen bei Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren, bei den Flugrouten und dem Schallschutz?
Ist es eigentlich fair, dass man Ihnen immer wieder erlaubt, im redaktionellen Teil Werbung für den Flughafen zu machen, wo andere Firmen doch erhebliche Summen für das Schalten von Anzeigen aufbringen müssen? Ist es eigentlich fair, dass man Ihnen erlaubt, immer wieder Ihre verständnislosen und zynischen Kommentare zu veröffentlichen, wo es doch so viele, umfassend sachkundige Journalisten gibt, die nur schwer ihre guten Artikel und Kommentare bei den Medien absetzen können?
Und dann noch die flugvergnügungssüchtige Regina Prüfer, die den Demonstranten das Recht abspricht zu fliegen. Ich bin in meinem 57jährigen Leben zweimal geflogen. Demnächst steht für mich auch kein Flug an. Ich vermisse nichts, und die Drohung mit der Höchststrafe sieht für mich anders aus. Und wenn ich es denn tun würde, habe ich schon jahrelang mehrere Tausend Überflüge in geringer Höhe ausgehalten, so dass ich für den Rest meines Lebens berechtigt wäre, beliebig oft zu fliegen. Ob eine Regina Prüfer im Aushalten der häufig genug völlig unsinnigen Mobilitätssucht unserer Zeitgenossen da mit mir mithalten kann, wage ich zu bezweifeln. Ich wage zu behaupten: Sie kann überhaupt nicht aus der Erfahrung von Fluglärmbetroffenheit heraus reden und urteilen. Sie kleidet, von Ihnen zitiert, als die Königin (= Regina) der vom Leid völlig Ungeprüften ihre gedankenlosen Dummheiten in Worte, die sie darüber hinaus nicht original erfunden, sondern dem Regierenden Bürgermeister von Berlin nachgeplappert hat. Ist es nötig, sich auf solche fiktiven Kronzeuginnen zu berufen, um dem eigenen Zynismus gegenüber den Opfern von Schönefeld wieder einmal die Krone aufzusetzen?
Hat Sigrid Zentgraf-Gerlach recht? Rufen Sie an: 03379/375615 oder Mail:
Mit freundlichen Grüßen
Sigrid Zentgraf-Gerlach
Bürgerinitiative Mahlower Schriftstellerviertel (BIMS)
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