Bundespräsidialamt
Spreeweg 1
10557 Berlin
Barbara Nentwich
Gersweilerstraße 3
12559 Berlin
Berlin, 07.10.2010
Sehr geehrter Herr Bundespräsident!
Nun ist sie also vorbei, die Feier „20 Jahre Deutsche Einheit“.
Sie haben dazu eine Rede gehalten, die von vielen Politikern und Bürgern des Landes aus Ost und West mit Interesse verfolgt wurde. Sie sprechen von Dankbarkeit und Ehrfurcht für die Menschen, die zur Einigung massiv beigetragen haben. Die Leistungen der ehemals Ostdeutschen wurden gewürdigt und gut geheissen. Soviel Lobgesang, da könnte man fast etwas stolz auf sich sein. Wäre da nicht der krasse Widerspruch, den wir schon 20 Jahre ertragen müssen.
Ungleicher Lohn und weniger Rente. Das noch nach 20 Jahren Einheit!
Dies bedeutet, dass junge Menschen, die heute ins Berufsleben eintreten, noch nach 45 Jahren, also im Jahre 2055 durch eine geringere Rente für ihr Lebenswerk „belohnt“ werden!
Das ist für uns nicht nur erlebte, sondern schlechte Politik! Solche finanziellen Erniedrigungen schaffen Unfrieden und spalten die Menschen. Womit haben wir diese Erniedrigung verdient? Oder wußten Sie das etwa nicht?
Wer in einer Diktatur gelebt hat und in einer Demokratie angekommen sein soll, stellt derartige Demokratie zu Recht in Frage. Wäre es nicht demokratisch, seinen Bundespräsidenten von einem
doch so mündigen Volk selber wählen zu lassen? Nein, da dürfen wir Politkampf und Geküngel um Posten miterleben, was unseren getürkten DDR- Wahlen in punkto Bügernähe und Glaubwürdigkeit in nichts nachsteht. An Glaubwürdigkeit haben die meisten Politiker sowieso verloren. Beispiel: Atomausstieg, Klimawandel, mehr netto vom brutto und vieles mehr. Alles nur Sprechblasen, sonst nichts!
Ich persönlich habe mich auf einen neuen, unverbrauchten Menschen als Bundespräsidenten gefreut!
Damit sind meine und vieler anderer Menschen Erwartungen verbunden, einen klugen, motivierten und moralisch unverdorbenen Menschen auf einem so wichtigen Posten zu haben!
Wenn Ihnen nun die Einheit und Zusammengehörigkeit der Menschen so am Herzen liegt, vielleicht nehmen Sie sich dann auch mal der Problematik des Großflughafen BBI in Schönefeld an.
Bestes Beispiel für die Ungleichbehandlung in Ost und West!
Seit Jahren kämpfen wir gemeinsam mit dem Bürgerverein BVBB darum, diesen Wahnsinnsstandort in Schönefeld zu verhindern. Nicht einmal ungestörte Nachtruhe wie in Zürich von unseren eigenen Politikern eingefordert, will man uns hier in Berlin und Brandenburg zugestehen! Zu welcher Klasse Mensch gehören wir eigentlich? Gleiches Recht für alle, liebe Politiker!!! In Stuttgart sind Menschen mit einem Projekt nicht einverstanden, in Schönefeld werden Menschen bewusst krank gemacht!
Wenn der Flugplatz nicht rentabel ist, war es eben eine falsche Standortentscheidung. Das beklagen wir seit Bekanntmachung! Warum haben betroffene Ostdeutsche nie Gehöhr gefunden? Wir wurden mundtot gemacht, von den Medien ignoriert und von Befürwortern beschimpft! Nur Tage nach Bekanntwerden der eventuell anderen Flugrouten finden betroffene Westberliner Gehör und
Bedauern. FS und Rundfunk berichten umfassend über selbst kleinste Demonstrationen der vielleicht Neubetroffenen. Sofort versuchen sich Politiker zu profilieren. Sie scheuen selbst davor nicht zurück, uns Betroffene gegeneinander auszuspielen!
Es wird gestritten um Nachtflug, Flugrouten und Unzumutbarkeiten.
Der ganze Flughafen Berlin-Schönefeld mit Einflugschneisen über Siedlungsgebieten ist eine einzige ZUMUTUNG! Entstanden durch Betrug und gefälschter Betriebsgenehmigung, mangelnden Fachwissens und Ignoranz den betroffenen Menschen gegenüber. Es wäre auch anders gegangen! Das ist ja wohl bekannt. Bekannt ist auch, dass es einige Politiker gab, die den Standort in Schönefeld, wie in allen Gutachten auch, als ungeeignet einstuften und den Menschen nicht zumuten wollten. Aber das ist Ihnen sicherlich auch ohne zusätzliche Recherche bekannt, ebenso die“Greiser-Studie“ (erstellt im Auftrag des Bundesumweltamtes), nach der in den überflogenen Gebieten mit mehreren tausend Toten pro Jahr zu rechnen ist. Wann werden aus dieser Studie und allen anderen Gutachten Konsequenzen gezogen?!
Nun schauen sicherlich viele Menschen auf den neuen Bundespräsidenten und hoffen, dass Politiker uns nicht nur zum Stimmenvieh machen. Bieten Sie solchen Wahnsinnsprojekten, entstanden durch die Machenschaften einiger weniger gewissenloser Politiker, Einhalt! So wird Politik auch wieder glaubwürdig und lässt uns hoffen! Es hätte in Sperenberg eine gute Lösung gegeben. Für alle Betroffenen und für einen wirtschaftlichen Erfolg!
Wir wollen keine politische Willenserklärung, wir wollen endlich politische Taten! Die aber zum Wohle und im Interesse des Volkes, so, wie es alle Politiker bei Amtsantritt beeidet haben! Übrigens gab es in der DDR auch Menschen, die ihre Fahne nach dem Wind gedreht haben. Allerdings war der sehr beständig und berechenbar. Zudem kam er nur aus einer Richtung!
Ich schreibe Ihnen diesen Brief als „offenen Brief“, da er und Ihre Antwort sicherlich auch die Öffentlichkeit interessiert.
Mit freundlichen Grüßen
Barbara Nentwich
P.S.: Wer seinen Wissensstand in punkto Wahnsinns-BBI vertiefen möchte, dem empfehle ich das Buch von Frank Welskop „BBI – ein neuer Berliner Bankenskandal“.