An sich ist an der Heuschrecke nichts auszusetzen. Sie verhält sich so, wie es die Natur von ihr verlangt: setz dich nieder, friss es kahl und mach dich davon. Gilt gleiches für den neuen Chef des Flughafens BER, Hartmut Mehdorn (70)? Leider ernährt sich diese Spezies aber nicht von Grünzeug, sondern von Arbeitsplätzen!
Gewiss, Herr Mehdorn hat Gespür fürs Finanzielle. Damit ist er „Geldverbrenner“ Klaus Wowereit schon einmal meilenweit voraus. Es gelang Mehdorn während seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn (1999 bis 2009) den Gewinn des Unternehmens zu verdoppeln. Doch – Vorsicht Heuschrecke – in der gleichen Zeit sank die Mitarbeiterzahl von 350.000 auf 240.000! Spätestens mit dieser Ernennung Mehrdorns, darf man sich von der Vision des „Jobwunders BER“ endgültig verabschieden. Doch davon redet inzwischen ja eh keiner mehr. Man wäre schon froh, wenn man nachts am BER die Lichter ausschalten könnte.
Auch in seiner Zeit bei Air Berlin (2011 bis 2013) konnte sich Hartmut Mehdorn nicht als Freund der Angestellten einen Namen machen: Kurz bevor er sein Feld abgefressen hatte und davonflog, gab Air Berlin bekannt, rund 10% aller Stellen streichen zu wollen. Gewinnmaximierung durch sozialen Kahlschlag, dafür steht Herr Mehdorn. Es passt ins Bild, dass dieser Mann sich gegen die Nachtruhe für die Betroffenen einsetzt.
Wir erwarten nach der Annahme des Volksbegehrens durch Herrn Platzeck nun Bewegung in der Frage des Nachtflugverbots. Er behauptet immerhin für einen ausgewogenen Interessensausgleich zwischen Wirtschaft und Betroffenen eintreten zu wollen. Hardliner Mehdorn als Flughafenchef zeigt deutlich, dass es am Ende nicht auf einen solchen Ausgleich hinauslaufen wird. Ausgewogenheiten von Interessen sind nicht mit Mehdorns Ding. Für ihn gibt es nur schwarz und weiß, entweder oder.
Kurzum: Was erhofft man sich von Hartmut Mehdorn als Flughafenchef? Erwartet man, dass wie in der Mathematik Minus mal Minus Plus ergibt? Ist er der letzte Mensch gewesen, dessen Ansehen noch ramponierter ist, als das des BER? Oder war er ganz einfach der letzte Mohikaner, der sich für diesen Job nicht zu schade ist?
Was qualifiziert Herrn Mehdorn für diesen Job? Er hat im Gegensatz zu Technikchef Horst Amann noch keinen Flughafenbau betreut oder überwacht. Ihn interessiert primär die Drehkreuzfunktion, damit die Kuh gemolken werden kann.
Wir stellten in der jüngsten Vergangenheit fest, dass auch schon Horst Amann an seine BER-Grenzen gestoßen ist. Applaus erntet dieser inzwischen nur noch, wenn er vor Wirtschaftsbossen die Notwendigkeit von Nachtflügen betont. Es ist die logische Folge, dass nicht Horst Amann Flughafenchef werden konnte. Als großer Anpacker geholt, listete er Wowereit und Platzeck 20.000 Baufehler am BER auf – dabei sollte er doch nur das Ding fertigbauen und am besten noch gestern statt heute eröffnen. Nach neuen Erkenntnissen des Fortschrittsberichts gehen die Kontrolleure bei ihrer Bestandsaufnahme auf der Flughafenbaustelle jetzt sogar von bis zu 40.000 Mängeln aus. Wir kennen noch immer keinen Eröffnungstermin. Schlimmer noch, wir wissen ja noch nicht einmal ob und wann die Investitionsruine weitergebaut wird!
Mehdorn und der BER. Die „Erfolgsgeschichte des Grauens“ wird fortgeschrieben…
Zur Information: Die gemeine Heuschrecke ist dafür bekannt, weder besonders häufig noch besonders gut fliegen zu können. Oft bleibt es ein Leben lang nur bei „Flugversuchen“. Damit ist sie Hartmut Mehrdorn und dem BER aber schon einen großen Schritt voraus.
M. Hausmann