Offener Brief an die Friedrichshagener Aktivisten
(Ein Eintrag eines Lesers in das Forum der BVBB-Website)
Sehr geehrter Herr Leander Haußmann, liebe Friedrichshagener,
ich begrüße Ihren starken Aktionsgeist gegen den unmenschlichen BBI/BER sehr und freue mich über eine so erstarkende Aktionsfront mit unerschrockenen und aufrichtigen Menschen, wie Sie es sind.
Aber ich bin auch bestürzt: Sie wollen sich doch nicht wirklich Herrn Wowereit nach Friedrichshagen holen und ihm dort als Wolf im Schafspelz eine politische Plattform geben? Er ist derjenige, der ganz oben auf dem Dukatenesel im FBS-Aufsichtsrat sitzt! Schon vergessen? In seiner Präambel hat er sich für das wirtschaftliche Erstarken des BBI/BER und zur nachhaltigen Erzielung höchster Profite verpflichtet. Natürlich wird er sich extra auch für Sie einsetzen wollen? Schon klar!
Ich orakle mal, was passieren wird: Er wird Ihnen genauso wie den Lichtenradern etwas von den schönsten Flugrouten-Alternativen um ihren Ort herum vorschwärmen, …den intelligenten Flugrouten vielleicht auch noch…es gäbe vielleicht hier und da auch noch etwas Potenzial zu Kompromissen. Er wird Ihnen versprechen mit seinen Kumpels von der DFS mal zu reden, beim Bierchen ein gutes Wort für den Müggelsee einlegen….bla bla bla…und Honig um`s Maul geschmiert…
Er wird Hoffnungen in Ihnen und Ihren Mitstreitern wecken, die er nie jemals vorhat, zu erfüllen. Warum auch sollte er das tun? Sind Sie denn der große Spendensäckelfüller für seinen Champagner und Hummer-Wahlkampf?
Hat man Sie nicht schon einmal mit Flugrouten belogen und betrogen? Wollen Sie etwa noch ein zweites Mal auf die heiße Herdplatte greifen - so wie jüngst erst Schubert und Peichl aus Potsdam und Kleinmachnow? Flugrouten sind regelrecht dafür erfunden wurden, um die Menschen damit zu betrügen. Flugzeuge fliegen nämlich in An- und Abflugkorridoren von bis zu 3km Breite, das ist auch Ihnen bereits bekannt.
Nicht die „Routen“ sind das Problem - der Standort ist es! Das geben selbst die Senatspolitiker schon im nüchternen Zustand zu. Wenn Sie in Friedrichshagen über Routen diskutieren, die jemals an Friedrichshagen oder weit genug vom Müggelsee entfernt vorbeiführen sollen, dann brauchen Sie Fluggesellschaften mit Senkrechtstartern!
Lassen Sie sich bitte nicht weiter mit Ihren menschlich niedrigsten Instinkten von diesen Politikern manipulieren und hoffen darauf den Fluglärm auf andere Menschen oder andere Gemeinden verschieben zu können. Das Ziel muss klar ein verträglicherer Standort sein und keine Routenschieberei! In jeder Gemeinde leben Kinder, die in kommenden Generationen damit leben müssen, was ihre Mütter und Väter einst erstritten oder unterlassen haben! Da wird Ihnen Wowereit einfach nicht helfen wollen, sonst hätte er doch schon längst seinen Schmeicheleien auch die Taten folgen lassen. Als Regierungschef wäre es für ihn eine Leichtigkeit gewesen, wenigstens einen Antrag zum Nachtflugverbot in den Senat einzubringen. Oder?
Wenn Wowereit in Friedrichshagen seinen Auftritt bekommt, dann kann es Ihnen passieren was jüngst in Lichtenrade, Wannsee und Potsdam geschehen ist: Ihre Mitstreiter und Kämpfer aus Friedrichshagen lassen sich von seinen Lügen ebenfalls beeindrucken und glauben seinen Bagatellisierungen oder seiner Odyssee zu Kompromissgeschenken der DFS.
Diese Politiker sollen bei Ihnen vor der Tür stehen und darum betteln, bei Ihnen in Friedrichshagen reden zu dürfen! Dann haben Sie meines Erachtens alles richtig gemacht!
Vergessen Sie bitte nicht: Für Wowereit ist der BER sein Renten- und Pensionssäckel, sein Dukatenesel für die Zukunft! Herrn Wowereit sein natürlicher Feind ist daher unweigerlich der mündige und selbstbewusste Bürger, der das Lügengerüst durchschaut hat, sich nicht vertölpeln lassen will und zum zivilen Ungehorsam bereit ist, wenn Politiker das Volk einfach nicht mehr erhören wollen.
Richtig Herr Haußmann, sperren Sie Friedrichshagen ab und rufen eine Flugverbotszone aus. Auch das ist eine Art von Demokratie. Ich möchte mich nämlich nie wieder auf einer Demo vor dem BBI hinter einem Zaun wegsperren lassen oder auf versteckten Liegewiesen hinter dem BBI brav und gehorsam aber leise schimpfen dürfen.
Teile und regiere – das ist Herrn Wowereit sein bisheriger Erfolg, diesen unmenschlichen Standort plausibel zu machen! Deshalb ist es für alle Menschen im Süden von Berlin wichtig, sich weder in territoriale Konflikte noch in unterschiedliche Interessen oder Flugroutenschieberei teilen zu lassen!
Das haben Bürgermeister einiger Gemeinden bereits in ihrer Schutzgemeinschaft falsch vorgelebt oder so vorleben müssen. Denn das ist eine Vereinigung, die meiner Auffassung nach mehr dem Schutz der Flughafenbetreiber vor seinen betroffenen und aufgebrachten Bürgern dient, als eigentlich anders herum. Ein geschlossener Kessel mit Ventil also! Die haben mit ihren ständigen und kosmetischen Korrekturversuchen diesen unmenschlichen Standort Stück für Stück dadurch legalisiert und somit die Hoffnung ihrer Einwohner an eine menschliche Korrektur der gesamten Standortfehlentscheidung zerschlagen.
Viele Bürger aus Blankenfelde-Mahlow, Bohnsdorf, Schulzendorf, Diedersdorf, Dahlewitz, Eichwalde usw. haben zwischenzeitlich resigniert und fühlen sich von ihren Bürgermeistern – von denen sie einst die meiste Hilfe erwartet haben – schlichtweg verraten. Viele Einwohner dieser Gemeinden sind der Meinung, der BER in seinem ganzen Ausmaß ist nicht mehr zu verhindern und bleiben dadurch den neuerlichen Protestaktionen fern.
Auf der letzten Blankenfelder BBI-Demo fanden sich gerade mal 1000 Menschen ein. Eintausend von 25.000 Einwohnern des Ortes. Wie groß ist da schon die Gleichgültigkeit oder Hoffnungslosigkeit bereits geworden?
Ich bin der Überzeugung, dass Berlin und Brandenburg etwas Besseres verdient hat, als diesen unmenschlichen und auf ewig ungeliebten Flughafen, der möglicherweise durch Gerichtsbeschlüsse weiter zum Provinzflughafen degradiert wird und somit zu einem Fass ohne Boden für Subventionen mit unseren Steuergeldern entgleist. Dieser Standort wird bis zum Ende seines Bestehens eine unausweichliche Tragödie bleiben und weiter für einen sozialen Unfrieden und einen Ost-West-Konflikt zwischen Berlinern und Brandenburgern, den Menschen aus Wann- und Müggelsee oder Lichtenrade und Blankenfelde sorgen. Einen Dank dafür an die Herren Wowereit und Platzeck.
Jetzt jedoch besteht die einmalige historische Chance, einen derartig schlimmen Fehler dauerhaft zu korrigieren.
Auch ich möchte einen Flughafen für Berlin und Brandenburg. Aber stellen Sie sich vor, in ca. 10-15 Jahren entsteht an einem um ein Vielfaches verträglicheren Standort in Sperenberg das Internationale Drehkreuz für Berlin, Brandenburg, Deutschland und Europa mit den Toren nach Amerika und Asien. Gebaut von privaten Investoren, die einst schon einmal bereitstanden – also ohne große Belastungen für die Steuerzahler! In Sperenberg könnte eine mehrfache Anzahl an Arbeitsplätzen entstehen als am BBI/BER.
Die Deutsche Bahn wird keinen Regio-Bummel-Zug (wie zum BER) sondern den schnellen ICE einsetzen. Air Berlin, Lufthansa und andere werden sich durch positive Zukunftsaussichten gestärkt darum drängen, ansiedeln zu können. Mit drei Start- und Landebahnen könne der Airport wirtschaftlich sein und kommt ohne Subventionszuschüsse aus. Zudem bleiben die Naturschutz-, und Erholungsgebiete im Süden von Berlin verschont und folglich die Tourismusbranche erhalten. Im Gegenteil, sie wird Wachstumspotential erhalten!
Am alten BER-Standort in Schönefeld entsteht dafür eines der größten Messezentren Deutschlands. Wäre das alles nicht ein Segen für den gesamten Südraum von Berlin? Ein Schenkelklopfer für alle Bürgermeister!
…und dafür würde ich ohne jede Frage auch die ein-zweimal im Jahr 20min länger zu meinem Urlaubsflieger fahren…
Also liebe Friedrichshagener – wenn Ihr jetzt wirklich etwas Dauerhaftes und Einmaliges erreichen wollt, dann bildet jetzt eine Plattform für alle Menschen im Südraum von Berlin, eine Plattform, auf der sich auch die resignierten Bürger aus Blankenfelde-Mahlow, Bohnsdorf, Schulzendorf, Diedersdorf, Dahlewitz und anderswo wiederfinden können. Eine Plattform, die das eigentliche Übel, nämlich den Standort korrigieren will und nicht vorhat, ewig am „Patienten BER Schönefeld“ herumzudoktern.
Jedoch keine Plattform für das BER-Gespann der Wowereits, Henkels, Wolfs, Künasts und Platzecks, denen die Wirtschaftlichkeit noch weit vor die Gesundheit und das Wohl so vieler ihnen anvertrauter Menschen geht. Diesen Politikern, die für die Durchsetzung ihrer Ziele sogar rücksichtslos und ohne jedwede Scham eine Rechtsbeugung des Grundgesetzes Art. 2 - Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit - in Betracht ziehen – sollte man jedwede politische Plattform entziehen.
Es wäre scheinbar gleichzusetzen damit, ich würde ihren Geißlein nur einen Wolf als Babysitter anbieten können.
Ich werde am kommenden Montag bei Ihnen in Friedrichshagen mit dabei sein und ich hoffe es kommen noch ein paar Blankenfelder mit, um den alten Widerstand wieder neu beleben zu können.
„Eines Tages wird der Mensch den Lärm ebenso unerbittlich bekämpfen müssen, wie die Cholera und die Pest“ [Robert Koch, Virologe, 1910]
Frank Deichmann
in Blankenfelde-Mahlow am 27.07.2011