BVBB Bürgerverein Berlin Brandenburg e.V.

Freitag, 28. Oktober 2011
OFFENER Brief aus Gosen-Neu Zittau an den Bundespräsidenten
Herrn Bundespräsidenten
Christian Wulff
Spreeweg 1
10557 Berlin

OFFENER BRIEF

Gosen Neu Zittau, den 27.10.2011

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
vom Müggelsee in Berlin kommt wieder einmal der Ruf nach „humanen Dimensionen“ für den neuen Großflughafen BER in Schönefeld. Dem können wir uns nur anschließen! Allerdings nicht so, wie es sich Prof. Dr. Behrbohm, Leander Haußmann, Anna Loos und Henry Hübchen in Ihrem offenen Brief an Sie, Herr Bundespräsident, so vorstellen. Richtig ist, dass der Flughafenstandort inmitten einer dichtbesiedelten Großstadtregion grundsätzlich falsch ist. Die Lebensqualität und die Gesundheit zahlloser Menschen wird durch Lärm, Emissionen, Freisetzung krebserregender Stoffe und Umweltzerstörung massiv beeinträchtigt. Aber wie sieht die von den Müggelsee-Promis geforderte „gute Alternative“ aus? An anderer Stelle wird man deutlicher. Da wird gefordert, alle Maschinen über die Gosener Wiesen ins Brandenburger Umland zu schicken.


Was nach dem Willen der selbst ernannten Müggelseeschützer wie ein menschenleeres Ödland am Rande der Stadt klingen soll, ist jedoch tatsächlich Berlins größtes Naturschutzgebiet, mit zahlreichen Tier-und Pflanzenarten, die nach EU-Recht auf der „Roten Liste“ der Kategorie 1, also besonders schützenswert, zugeordnet werden. Auch sind zahlreiche Menschen in Müggelheim, Erkner, Gosen-Neu Zittau, Wernsdorf und Schöneiche betroffen, dazu tausende Berliner auf Ihren Wochenendgrundstücken und Zweitwohnsitzen. Nach derzeitiger Planung der Deutschen Flugsicherung werden über die Gosener Wiesen bereits alle Anflüge aus Richtung Osten, die Starts der großen, schweren und damit leider auch besonders lauten Maschinen und aller Propellermaschinen abgewickelt. Damit haben sich die Menschen in der Region schweren Herzens abfinden müssen, da der Flughafen nun einmal da steht wo er errichtet wurde.
Geht es nach den Müggelseeanliegern sollen jetzt die ca. 120 Maschinen, die pro Tag bei Ostwind (an ca. 1/3 der Tage eines Jahres) über den Müggelsee fliegen sollen, auch noch über die Gosener Wiesen geschickt werden. Sankt Florian lässt grüßen! Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, lassen die Damen und Herren vom Müggelsee nichts unversucht. Da finden sich zehntausende Menschen, die mit Menschenketten um das Bundeskanzleramt und den Müggelsee gegen den falschen Flughafenstandort, gegen den Ausbau zum internationalen Drehkreuz und für ein Nachtflugverbot demonstrierten, hinterher in der Presse nur noch als Kämpfer für die Ruhe am Müggelsee wieder. Es wird mit 619.000 von der Müggelseeroute betroffenen Menschen argumentiert. Wenn man das Zustandekommen dieser Zahl analysiert, kann man die mehr als 30.000 Anwohner der Gosener Wiesen getrost noch dazurechnen. Zu guter Letzt wird gar das Grundgesetz, Artikel 2, Absatz 2 bemüht. Alles richtig, aber gilt das Grundgesetz für die Menschen rings um die Gosener Wiesen nicht?
Die Deutsche Flugsicherung hat nach Flugrouten für den neuen Flughafen BER in Schönefeld suchen müssen, die eine wirtschaftliche Nutzung des Flughafens ermöglichen und gleichzeitig die Lärmbelastung für die Menschen in der Region erträglich halten. Das gleicht an diesem Standort naturgemäß der Quadratur des Kreises. Den Empfehlungen der Fluglärmkommission folgend, hat man dabei versucht, Doppelbelastungen über ein und demselben Gebiet zu  vermeiden. Dadurch sind insgesamt mehr Menschen betroffen, dies dafür aber in einem erträglicherem Maß.
Worauf es jetzt ankommt, ist es den Menschen im Umfeld des Flughafens ein lebenswertes Leben mit dem Flughafen zu ermöglichen! Es kann nicht sein, dass 5 Stunden Nachtruhe dauerhaft ausreichen sollen. Auch sind ausreichende passive Lärmschutzmaßnahmen in Häusern und Wohnungen zu realisieren. Was dazu bisher von der Flughafenbetreibergesellschaft angeboten wird, ist leider weder ausreichend noch entspricht es gültigen baulichen Bestimmungen und Gesetzen. Was den weiteren Ausbau des Flughafens betrifft, wenn er denn zum internationalen Drehkreuz ausgebaut werden soll, stellt sich zwingend erneut die Standortfrage. Dabei, sehr geehrter Herr Bundespräsident, bitten wir Sie, die Menschen in der Region zu unterstützen!

Ohne Promis, aber dafür im Namen von 30 000 Betroffenen
herzliche Grüße von den Gosener Wiesen
gez.
André Organiska und Thomas Schölzchen
Mitglieder im Sprecherrat der Bürgerinitiative Gosener Wiesen – gegen Fluglärm!
Bürgerinitiative Gosener Wiesen
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