Wer die ZDF-Dokumentation „Keine Stille, nirgends“, zuletzt gezeigt in der 3SAT-Hitec Sendung am 07.11.2011, gesehen und gehört hat, war sicherlich vom Ausmaß der Auswirkungen von Lärm auf die Gesundheit der Menschen überrascht und beeindruckt, wenn nicht gar erschüttert.
Am meisten hat mich die Aussage beeindruckt, dass jährlich in der BRD mehr Tote durch den Verkehrslärm als durch Verkehrsunfälle verursacht werden!
Dazu passte die Recherche von Herrn Dr. Franz Rudolf in seinem am 12.11.2011 im Kümmels Anzeiger und auf den Internetseiten des BVBB e.V. und der BI Südost veröffentlichtem Artikel wie die Faust aufs Auge! In diesem Artikel veranschaulichte er allgemein verständlich die Forschungsergbenisse zu den Auswirkungen von Lärm auf den Menschen. Die Untersuchungen von Greiser 2009 und Egger 2010 lassen die Aussage zu, dass bei einer dauerhaften Belastung ab 60 dB(A) Fluglärm das Risiko, einen tödlichen Herzinfarkt zu erleiden, um 50% höher liegt als bei Menschen, die weniger als 45 dB(A) ausgesetzt sind.
In der vom Woltersdorfer Bürgermeister Dr. Vogel organisierten Veranstaltung im Rathaus zum Thema „Flugrouten Schönefeld“ mit dem Staatssekretär, Herrn Brettschneider, konfrontierte Dr. Rudolf diesen mit den genannten Forschungsergebnissen. Diese bezweifelte natürlich Herr Brettschneider und wollte, wie er sagte, wegen des Umfangs dieses Themas nicht weiter darauf eingehen. Er wolle aber Argumentationsmaterial, welches die Ergebnisse bzw. Prognosen der genannten Wissenschaftler widerlege, Herrn Dr. Rudolf zukommen lassen. Dies ist bisher noch nicht geschehen.
Inzwischen sind die Fluglärm-Messergebnisse der Mobilen Flughafen-Messstation (vom 01. 08. bis 31.08.2011 in der Julius-Rütgers-Str. 20) auf der Internetseite der Stadt Erkner unter - Aktuelles - Auswertung der Fluglärm-Messung - mehr - hier - veröffentlicht. Der Fluggeräuschwert „Tag 47,8 dB(A)“ und „Nacht (44,5 dB(A)“ ist der sogenannte Dauerschallpegel. Er wird rein rechnerisch aus den Werten der Überflüge zwischen 6:00 bis 22:00 Uhr (Tag) und 22:00 bis 6:00 Uhr (Nacht) gebildet. Diese niedrigen Werte sind in erster Linie den glücklicherweise noch wenigen Flugereignissen geschuldet. Wenn BBI/BER eröffnet ist, werden sie um das 3-4fache ansteigen. Durch die Überlappung der Ereignisse wird der Lärm viel dichter und bewirkt einen höheren Dauerschallpegel.Wie hoch er wird, werden dann notwendige erneute Messungen ergeben.
Die Formel und die Berechnungen kann der Laie und ich nicht nachvollziehen. Wir wollen sie überprüfen lassen! Für den Laien sind die Maximalpegel-Verteilungs-Grafiken „Tag“ und „Nacht“ am Interessantesten. Die darin ausgewiesenen Maximalfluggeräusche sind mit den von uns in der Bahnhofsiedlung und Am Schützenwäldchen ermittelten 63 bis 68dB(A) fast identisch!
Schauen wir uns also die Werte zwischen 63 und 73dB(A) am Tag und die ab 51dB(A) in der Nacht an. Sie wurden 1118mal am Tag gemessen, was einen Anteil von 77% ergibt und 266 mal in der Nacht, was einen Anteil von 80% ausmacht. Alle an den 28 Tagen gemessenen Überflugwerte in dB(A) zusammengezogen und durch die Anzahl aller Überflüge geteilt, ergeben einen Fluglärmdurchschnittswert von 65 dB(A) am Tag und 66 dB(A) in der Nacht. An diesen Zahlen kann man erkennen, wie ergebnismindernt sich die Dauerschallpegelformel auswirkt.
Der Schallschutzanspruch beginnt bei einem Dauerschallpegel von 62 dB(A) am Tag und bei 50 dB(A) in der Nacht oder wenn Pegelhäufigkeiten ab 6x70dB(A) überschritten werden.
Nun höre ich von vielen Seiten: „Wenn es dann so laut wird, bekommen wir Schallschutz- maßnahmen“ - ja, toll! Erst einmal muss der Schallschutzgrenzwert übertroffen werden und dann ist es draußen richtig laut. Vor diesem Lärm kann kein Betroffener geschützt werden! Da bleibt kein Auge trocken und uns wird das Lachen vergehen. Die betroffenen Menschen in der Nähe des Flughafens, die jetzt schon die Schallschutzmaßnahmen beanspruchen können, haben riesigen Ärger mit der Flughafengesellschaft bei der Ausführung dieser Maßnahmen. Es läuft alles unter dem Motto: „So einfach und so schlecht wie möglich = so billig, wie möglich“. Die eigentliche Lösung kann nur heißen: der Flughafen BBI/BER muss 35 km weiter nach Süden in das sehr dünn besiedelte Gebiet bei Sperenberg verlegt werden.
Die max. 4000 Schwerstbetroffenen können bezahlbar in ruhigen Lagen in der weiteren Umgebung angesiedelt werden. Das würde nur einen Teil der Kosten, die für den Lärmschutz rings um Schönefeld anfallen, betragen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es hier viel mehr Menschen treffen wird, die aus gesundheitlichen Gründen Heim und Hof verlassen müssen.
Also: kein 2. Abfertigungsgebäude und keine 3. Landebahn in Schönefeld! Beides in Sperenberg bauen und dort nach und nach vergrößern. Das wäre dann eine neue Wirtschaftszone in Brandenburg und endlich einmal außerhalb des Speckgürtels von Berlin. Der BVBB hat dazu sein Nachnutzungskonzept vorgelegt, das nicht abschließend sein soll. Es sollte dazu ein offener Ideenwettbewerb ausgeschrieben werden!
Schöne Feiertage wünscht mit freundlichen Grüßen
Manfred Albrecht
Sprecher der BVBB Ortsgruppe Erkner