Wieder einmal jammert die deutsche Luftverkehrswirtschaft auf hohem Niveau, diesmal über die Pläne von Mehdorn, den BER nun schrittweise zu eröffnen und Tegel für eine Übergangszeit länger offen zu halten.
Geradezu kindisch muten die Ängste von Verbandssprecher Siegloch an, dass wegen der zwei Flughafenfeuerwehren eine neue Kostenlawine auf den BER zurollen könnte. Denn bisher waren den Airlines die Kosten egal, so lange sie dafür nicht mit Gebühren zur Kasse gebeten wurden.
So lautet dann auch das Motto, dass Bau und Betrieb von Flughäfen zur Pflichtaufgabe des Staates gehören, verbunden mit dem Wunsch, dass deren Nutzung gebührenfrei zu sein habe. Was für ein Geschäftsmodell, wo die betagte Rentnerin, die noch nie geflogen ist, mit ihren Steuern den Profit von Lufthansa & Co. sichern soll? Das ist nichts anderes als bei den Mindestlohnverweigerern, deren Profit sich allein aus der Lohnaufstockung durch den Staat speist. Auch die soll es in nicht geringer Zahl an Flughäfen geben.
An dem ganzen BER-Dilemma trägt die deutsche Luftverkehrswirtschaft eine gehörige Mitschuld. Denn sie hat es versäumt, ihren Sachverstand in die Diskussion um den BER einzubringen. Stattdessen überlies sie das Feld der Politik und sah tatenlos zu, wie nach der falschen Standortwahl das Drama seinen Lauf nahm. Nun darf sie auch nicht jammern.
Glaubt Siegloch denn wirklich, dass der BER am Standort Schönefeld eine Zukunft hat? Nach den Lügen im Genehmigungsverfahren, bei den Flugrouten, beim Schallschutz und nun auch noch gegenüber der EU-Kommission gleicht die Region inzwischen einem Pulverfass, dessen zündender Funke bald der Bau der dritten Bahn sein könnte.
Die Lösung aus dem Dilemma lautet in der Tat, Schönefeld und Tegel eine gewisse Zeit parallel zu betreiben. Nicht mit der Absicht Mehdorns am Ende doch nur noch einen BER zu haben, sondern verbunden mit der Erwartung, dass die Betonköpfe in Berlin und Potsdam die Pause nutzen, um ihre Fehlentscheidung zum Standort zu korrigieren. Falls sie dazu selbst nicht in der Lage sind, so muss das für sie die nachrückende Politikergeneration machen, der nicht der Makel des Versagens in der Flughafenfrage anhaftet. In dem Fall wären dann Lautsprecher wie Siegloch als Berater für die Politik gefragt.