Das Märchen vom „Wolf und den sieben Geißlein“ hat in Brandenburg wieder eine neue Bedeutung bekommen. Um das Zutrauen der Geißlein vor den Wahlen zu gewinnen, werden nun der Bau von allen möglichen Schutzmaßnahmen versprochen: für Hochwasser – für Lärmschutz – für Straßen- für Dinge- die man gar nicht sehen kann.
Dabei wissen die Wölfe, dass sie kein Geld haben und auch wenn sie alles bauen könnten, würden die Bauten gar keinen Schutz bringen, den sie versprochen haben. Aber die Geißlein waren auch schon misstrauisch, da die Wölfe immer wieder betont haben, dass sie zunächst Gutachter entsenden werden, die schätzen sollen, was man Hab und Gut nennt. Aber wieso mein Gut, wenn die Wölfe doch meine Habe schützen wollen? Da Gutacher aber nur „gut“ Achten für Diejenigen, von denen sie geschickt wurden, erinnerten sich die Geißlein an Märchen aus anderen Bundesländern.
In Hessen mussten die Dächer gegen Luftverwirbelungen der Flugzeuge geschützt werden und in München haben die Baumaßnahmen so lange gedauert, dass die Geißlein noch Schmerzensgeld bekommen haben. Sie hörten, dass Fluglärm die Funktion der Blutgefäße abstürzen läßt und kein Geißlein Tag und Nacht mehr Ruhe findet.
Aber, oh weh und ach, in Brandenburg wohnen die Geißlein doch noch viel näher am Flughafen oder Flüssen und es sind doch so viele, viel mehr als anderswo. „Wenn du selber betroffen bist, weißt du erst wie schlimm es wirklich ist“, hatte die Mutter gesagt.
Doch die Wölfe hören nicht auf, Kreide zu fressen.
Brandenburger Märchen.
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- Geschrieben von: Markus Sprissler