(Eintrag aus dem Forum aus diesen Webseiten)
Sehr geehrte Frauen Woellner und Averhaus, sehr geehrter Herr Nicolai, liebe Rangsdorfer,
Sie sind erschüttert über die neuen Flugrouten. Dafür habe ich ganz klar Verständnis. Doch ich wende mich an Sie, weil ich absolut nicht verstehe, wie man sich immer wieder neu, gleichsam in selbstbetrügerischer Naivität selbst diszipliniert und sich den Glauben von einer Verschonung von Fluglärm immer wieder aufs Neue selbst eintrichtern will.
Ich verstehe nicht, dass man Mitmenschen von Ihnen, die bereits seit Jahrzehnten auf diesen desaströsen Zustand hinweisen, auf Teufel komm raus nicht wahr haben will. Das Bestehen eines Flughafens in dieser Enge wird bis zu seinem Ende die Diskussion von „Flugroutenschiebereien“ begleiten.
Als Leipziger möchte Ihnen daher gern einmal die Geschichte des Leipziger Flughafens in Schkeuditz erzählen. Dort wurden – so wie bei Ihnen – den Gemeinden, die den meisten Widerstand leisteten, die Routen aufgetischt, von denen sie glaubten, nie betroffen zu sein. Man wollte nämlich das DHL-Drehkreuz unbedingt haben und fürchtete nichts mehr, als den geschlossenen Widerstand der Umlandgemeinden. Obwohl jeder wusste, dass Flugrouten keine Straßen am Himmel sind, sondern Flugkorridore oder An- und Abflugschneisen (die i.d.R. allein schon 3km breit sind) waren diese Gemeinden froh darüber scheinbar nicht betroffen zu sein. Und so ließen sie in ihrer Freude darüber die anderen kämpfenden Gemeinden einfach im Stich.
Obwohl ebenfalls wissende Menschen darauf hinwiesen, dass nur ca. 10 % der Flugzeuge genau diese Routen auch wirklich realistisch fliegen – weil es eben besagte Korridore sind, in denen die Piloten einen Spielraum haben - wurden diese Mitmenschen einfach nicht erhört. Scheinbar einem Selbstbetrug folgend, frohlockten diese scheinbar entlasteten Gemeinden: „Wir nicht, wir nicht…bei uns bleibt es ruhig“.
Einige zweifelten besorgt, denn der Flugroutenstrich kam dem Punkt auf der Karte, der eigentlich nur ihr unmittelbares Ortszentrum markierte, doch sehr nahe.
Das DHL-Drehkreuz in Leipzig kam und mit ihm plötzlich auch neue Befindlichkeiten der Airlines. Die Umkurvungen sind zu teuer und umständlich. Kerosin- und Feinstaubbelastung sind zu hoch…, „das machen wir nicht weiter mit…“
Also wurden neue Vorschläge gemacht. Es gab auch prompt neue Routen von der DFS. Und nun liebe Rangsdorfer, raten Sie mal, wer da in Leipzig jetzt urplötzlich von den neuen Routen betroffen war? Genau diese Gemeinden, die sich so sicher gefühlt hatten. Es wird nun ganz anders geflogen! Seither kämpfen nun diese Gemeinden ganz allein und immer noch – unendlich und vergebens. Denn jetzt sind sie leider in der Minderheit und es erhört sie keiner mehr.
Teile und Regiere heißt dieses Prinzip. Es tut mir leid für Sie, dass ich da Ihre Zaunkönige Wowereit und Platzeck auch persönlich dafür entlarven muss. Die DFS hat ihnen doch jetzt vor der Wowereit-Wahl einen Bärendienst geleistet. Die Lichtenrader und Berliner um den Wannensee sind ihnen doch volles Programm auf dem Leim gegangen. Die tun mir richtig leid! Sie frohlocken erleichtert und überall hörbar: „Wir nicht, wir nicht…bei uns bleibt es ruhig“.
Ich werde Ihnen prophezeien, was weiter passieren wird: Nach der Wowereit-Wahl muss nämlich zu Beginn des kommenden Jahres die Bundesbehörde den DFS-Routenvorschlägen zustimmen. Das wird sie nicht tun, weil der BBI/BER auf Parallelstarts bestehen muss, um wirtschaftlich zu sein. Wowereit und Platzeck wollen sich den Dukatenesel nämlich teilen und sind sich selbst innigst verpflichtet, den höchsten Profit für den BBI/BER zu erwirtschaften. Also werden diese Vorschläge zurück in die Ausschüsse delegiert. Es wird dann auf die international bestätigten Normen des Flugverkehrs zurückgegriffen. Und die kennen Sie ja! Seit 1998 sind sie jedem bekannt: 15° Abkurvung heißt die Lösung!
Und was ist mit der Niebergall-Aussage: „Nach den ersten Betriebsmonaten muss sich feststellen lassen, ob die Routen etwas taugen, dann wird bestimmt noch nachgebessert werden müssen“. Hallo?, das kommt mir aber sehr bekannt vor!
Zudem hörte ich dieser Tage davon, dass sich jüngst der Chefplaner des BBI/BER, Herr von Gerkan im rbb verquatscht hat. Er soll bestätigt haben, dass die Planung der 3ten Start- und Landebahn bereits fertig in der Schublade liegt und diese zwangsläufig kommen muss, damit der BBI zukünftig überhaupt wirtschaftlich sein kann.
Nun raten Sie doch mal, was mit der Nordbahn dann passiert. Die jetzige Südbahn wird Startbahn Mitte und fliegt geradeaus über Blankenfelde. Die alte Nord- und die neue Südbahn werden dann 100%ig jeweils um mindestens 15° abknicken müssen. Es wird gar nicht anders gehen! Oder es gibt bis dahin Senkrechtstarter!
Also spätestens dann sind mit Ihnen auch wieder die Lichtenrader, Teltower und Kleinmachnower willkommen im Club der Fluglärmopfer!
Nebenbei, falls es Ihnen auch schon aufgefallen ist: bisher ging es doch eigentlich – auch in der Fluglärmkommission – nur um die ABFLUG-Routen. Was ist mit dem Anflug? Darüber hat sich Herr Niebergall von der DFS überhaupt noch nicht ausgelassen und weicht diesen Fragen dazu ständig aus. Da werden bestimmt noch einige Gemeinden böse erwachen. Dann sind auch Wildau, Friedrichshagen und Neu-Diepensee wohlmöglich wieder mit dabei?
Der letzte Punkt, zu dem auch noch kein abschließendes Urteil gesprochen ist: In Deutschland gibt es bisher noch keinen einzigen Fall, bei dem bei Fluglärmbelastungen eine Gemeinde eine Doppelbelastung zu ertragen hat. Für Blankenfelde-Mahlow trifft das wohl genau jetzt zu. Also gibt es hier bereits das verbriefte Recht zu einer Klage mit großer Chance! Nun was meinen Sie, wie die Bundesbehörde im nächsten Jahr den Fluglärm dann gleichmäßiger verteilen wird? Ich glaube, dass man bei dem geplanten Luftverkehrsaufkommen überhaupt keine Gemeinde im Umkreis von 40km um den BBI/BER mehr aussparen kann! Außer, wie gesagt, es gibt bis dahin Senkrechtstarter!
Schlussendlich, jeder weiß es! Der BBI befindet sich am falschen und an einem unmenschlichen, politisch ohne jeden Sachverstand manifestierten Standort. Es ist eine logische Folge des Verstandes, dass es keine Flugrouten geben wird, die den Berliner Süden irgendwo entlasten werden. Auch Sie werden früher oder später einen Lärmteppich von mehreren Dutzenden Quadratkilometern ertragen müssen.
Fragen Sie in Frankfurt oder Leipzig nach. Doch Leipzig hat da Ihnen gegenüber noch einen ganz gewaltig großen Vorteil: Der Leipziger Flughafen befindet sich weit vor den Toren der Stadt im Nordwesten von Leipzig in Richtung Halle/Saale. Kein Leipziger beschwert sich für die 20 - 30min Anfahrt zum Airport. Im Gegenteil – wir sind froh über diese gelungene Entfernung!
Wenn Sie wirklich etwas für Ihre Mitmenschen erreichen wollen, so rate Ihnen daher dringend dafür zu sorgen, dass alle Betroffenen auf einer gemeinsamen Plattform zusammenfinden und sich gemeinsam gegen den Standort vereinen. Da gehört bereits dazu, dass es keine Vereine mehr gibt, die die anderen schon durch ihren Namen regelrecht ausgrenzen: „Keine Flugrouten über Berlin“. Würden Sie mit denen was machen oder die unterstützen, damit die Flugrouten eventuell dann alle über Rangsdorf landen?
Oder haben Sie Bedenken, dass bereits schon zu viel Geld ausgegeben wurde?
Dazu kann ich Ihnen nur sagen, das Geld ist einfach da, wo es erkämpft wird oder politisch am Dringlichsten benötigt wird. Ein Land wie Deutschland, welches mal locker in einem sehr engen Zeitraum mehrere Hunderte Milliarden für Banken aufbringt, um deren Höchstprofite erneut zu sichern oder ebenfalls hunderte Milliarden übrig hat, um den Wohlstand anderer Länder zu refinanzieren, sollte gelegentlich auch mal wieder an die eigenen Bürger denken.
Wird das Geld nicht bei Ihnen für einen humaneren Standort des BBI/BER ausgegeben, so fließt es halt woanders hin oder glauben sie etwa für den Normalbürger wird es, wenn überhaupt, eine Steuerentlastung geben, die sich wirklich so deutlich in seiner Geldbörse bemerkbar macht, dass es erträglich werden könnte, den Fluglärm auszuhalten? Wenn, dann sind es mal wieder nur die sensationell gefeierten „kosmetischen 9,43 EUR“ im Monat für die vierköpfige Familie.
Außerdem hörte ich, dass nach wie vor mehrere private Investoren das Vorhaben BBI allein buckeln würden, wenn es nach Sperenberg geht. Also Null Risiko für den Steuerzahler, geringste Gesundheitsbelästigung bei höchst anzunehmender Arbeitsplatzzusicherung. Ein Drehkreuz mit einem Tor zum Osten. Zudem gibt es ein sensationelles Nachnutzungskonzept für Schönefeld u.a. als Messestandort.
Ich weiß nicht, was es da noch zu überlegen gibt. Schon aus wirtschaftlich- und arbeitsplatzpolitischer Sicht wäre diese Kombination von Internationalem Airport in Sperenberg und Messestandort in Schönefeld der größte Segen für Ihre Region. Zusammen mit den dann entlasteten Naturschutzgebieten in der Region das Beste, was Ihnen passieren kann. Ein Schenkelklopfer für Ihre Bürgermeister!
Keine Stadt der Welt verlegt sich einen Airport so nah an die Stadt und in so stark bewohnte Gebiete, dazumal sich noch solche genialen Alternativen geradezu und regelrecht aufdrängen.
Eine letzte Frage zum Schluss, die mir noch keiner beantworten konnte. Ich hoffe, Herr Nicolai, Sie können es: Es gibt bei Ihnen einen Bürgerverein Berlin-Brandenburg, der schon 1998 genau das vorausgesagt hatte, was jetzt und in den letzten Jahren so eingetreten ist. Der damals schon wusste, dass es keine Geradeaus-Flugrouten geben kann. Kein anderer Verein hat so ein zutreffendes Fachwissen, welches sich wieder und wieder bestätigt. Kein Verein klagt so intensiv gegen diese menschenverachtende Flughafenpolitik. Doch ich habe das Gefühl, dass dieser Verein, so ziemlich und auch von Ihnen allein gelassen wird. Jemand hat verdammt viel Angst vor der Wahrheit. Warum? Können Sie es mir erklären?
Machen Sie es besser als die Leipziger! Verschließen Sie sich nicht in Sankt-Nimmerleins-Träumereien, die am Ufer des Rangsdorfer Sees enden! Nicht die „Routen“ sind das Übel! Und nicht der Nachbar! Der falsche Standort ist es! Ihre Nachbarn sind nicht ihre Feinde sondern genauso Betroffene!
Ich wünsche maximale Erfolge,
Frank Deichmann
04316 Leipzig