„Über Flugrouten ärgern sich nur wenige“ berichtet die „Berliner Zeitung“ (01.08.2011) unter Bezug auf die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, die sie bei einem Meinungsforschungsinstitut in Auftrag gegeben hatte. Flugrouten, so die Interpretation sind kein Aufregerthema, weil nur 46% der Befragten die Kritik am Berliner Senat in der Sache für berechtigt halten, 48% die Kritik für übertrieben bezeichnen.
Diese Interpretation der Umfrage ist ein klassischer Beweis für Relativismus, dessen man sich immer bedienen kann, wenn man beabsichtigt auch die Wahrheit zu relativieren. Dann müssen Prozentvergleiche her, die als kleine Zahl die Wirklichkeit vertuschen. Halten wir fest: 46 % der Berliner, das sind in Zahlen ca 1,6 Mio. Berliner, finden, dass die Kritik an der Flughafenpolitik (auch Flugrouten) berechtigt ist. Das ist knapp die Hälfte der Berliner Bevölkerung. Das sind also die wenigen Berliner, so wird weiß gemacht.
Ob diese Kritik, wie interpretiert wird, nichts mit Ärger zu tun hat, ist eine willkürliche, durch nichts bewiesene Interpretation von möglichen emotionalen Wirkungen oder keinen Wirkungen, die Gegenstand von Kritik sind. Fazit: Die Überschrift über den Bericht, mit der Aussage, nach der sich nur wenige Berliner über Flugrouten ärgern, ist schon hier eine unzulässige Interpretation von Umfrageergebnissen. 1,6 Mio. Berliner sind doch nicht wenige Berliner sondern eine mehr als beachtliche Minderheit.
Es kann aber sein, dass sich der journalistische Berichterstatter mit seinem Diktum in der Überschrift auf ein anderes Ergebnis der Umfrage bezieht. Auf die Frage, ob für Befragte die Flugroutenplanung für ihre Wahlentscheidung „eine Rolle spielen würde“ antworteten, so das ermittelte Umfrageergebnis, 79% der Befragten, im Osten Berlins sogar 83% mit „Nein“.
Halten wir fest: Ca. 25% der repräsentativ befragten Berliner, das sind ca 875 000 Berliner Wähler , machen ihre Wahlentscheidung auch von der Flugroutenplanung/Flughafenpolitik des Senates abhängig.
Fazit: Nach dem Bericht in der Berliner Zeitung sind auch dies nur „wenige Berliner“, die sich Luft machen bei ihrer Wahlentscheidung.
Dass bei den Wählern der Grünen nur 17% für ihre Wahlentscheidung „eine gewisse Relevanz „ der Flughafenproblematik sehen, ist nur ein Beweis für das Versagen der Berliner Grünen, die die wirtschaftliche - Lärm – Umwelt – und Gesundheitsproblematik des BBI/BER nicht als relevant für Hunderttausende Berliner eingeordnet haben. Dafür gilt ihr ganzer Einsatz, auch der ihrer Spitzenkandidatin Künast, ganz den Parkbäumen und dem unterirdischen Bahnhof in Stuttgart 21. Dass es beim BBI/BER um Menschen geht, deren Gesundheit, um die Zerstörung bester und geschützter Erholungsgebiete, haben die Grünen und ihre Wähler am wenigsten von allen Berliner Wählern registriert. Auch dies ist Fazit der Umfrage, die den CDU-Wählern mit 27% eine größere Sensibilität bescheinigt.
Vor dem Hintergrund, dass sicher eine übergroße Mehrheit der Berliner die Flughäfen Tegel und Tempelhof an ihrem Standort erhalten wissen wollten, sicher 3,2 Mio. Berliner vom BBI/BER Fluglärm nicht belastet sind, ist das Umfrageergebnis ein deutliches Signal des Widerstandes, der auch über den Kreis der direkt Betroffenen hinausgeht. Mit Sicherheit wäre dieses Signal deutlicher, der Widerstand größer, wenn auch mithilfe der Medien der Gesamtbevölkerung die Folgen des BBI/BER für ganz Berlin dargestellt worden wären. Da reichte schon eine Aufklärung über die Folgen für den Berliner Haushalt und der sich ständig ausweitende Fluglärmteppich durch die Steigerung der Flüge bis zu 550 000/Jahr. Dafür, wie diese Folgen der großen Mehrheit der Berliner nicht bekannt sind, relativiert wurden und werden, ist die Interpretation der Umfrageergebnisse im Auftrag der Berliner Zeitung ermittelt, ein wunderbares Beispiel. Sie sollen den Eindruck erwecken, dass die übergroße Mehrheit der Berliner nichts dagegen hat, welche Folgen der BBI/BER wirklich produziert. Macht weiter so Wowereit, ihr Berliner Parteien der BBI/BER schadet euch nicht. Die Umfrageergebnisse bestätigen Eure verantwortungslose, von einer Mehrheit akzeptierte Haltung gegenüber den Betroffenen eures BBI/BER Projektes. Das ist in Wahrheit die Botschaft von den „wenigen Berlinern“, die sich über eure Flughafenpolitik aufregen.