"Attachinger Manifest" verabschiedet
Am 23.06. endete mit einem von der Aktionsgruppe “Plane Stupid” durchgeführten Kampagnen-Training die “Erste Flughafen-Anwohner-Konferenz” in Attaching bei München. Zu der Konferenz hatte das Aktionsbündnis “aufgemeMUCkt” eingeladen, das sich gegen den Bau einer dritten Start- und Landebahn am Flughafen München wehrt. Der Einladung waren Vertreter von Flughafenanwohnerinitiativen aus Großbritannien, Frankreich, Belgien, der Schweiz, Österreich sowie aus mehreren Städten der Bundesrepublik gefolgt. Der Konferenzort Attaching (Freising) wurde gewählt, weil nach dem Willen der bayrischen Staatsregierung und des dortigen Flughafenbetreibers die geplante Start- und Landebahn mitten durch den Ort verlaufen soll.
Der Höhepunkt der Konferenz war am Vortag die Verabschiedung des “Attachinger Manifests”. Begleitet von “standing ovations” forderten die Teilnehmer unter dem Slogan “Everybody has the right to sleep at night” ein Nachtflugverbot von mindestens acht Stunden an allen europäischen Flughäfen, die Abschaffung der Privilegien für den Luftverkehr bei Umsatz- und Energiesteuer, den Abbau aller Subventionen für die Luftverkehrswirtschaft, den Vorrang von aktivem vor passivem Schallschutz, den Verzicht auf den weiteren Ausbau der Flughafenkapazitäten sowie die konsequente Verlagerung von Kurzstreckenflügen auf die Schiene. Das Manifest wird nun den nationalen Parlamenten und Regierungen sowie den europäischen Institutionen übergeben.
Zuvor informierten Redner u.a. über die dramatischen Folgen von nächtlichem Fluglärm für die Gesundheit der Flughafenanwohner. So hätten nach dem Bremer Epidemiologen Prof. Dr. Greiser Betroffene mit einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck und Herzinfarkt und in der Folge mit einer höheren Sterblichkeit zu rechnen. Nachdenklich stimmte die Teilnehmer auch die Ausführungen zu den Wirkungen von Fluglärm auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. In der sich anschließenden Diskussionen waren sich die Anwesenden darin einig, dass eine ungestörte Nachtruhe von mindestens acht Stunden ein ungeteiltes Menschenrecht sei, das es gelte auch weiterhin nachdrücklich einzufordern. In diesem Zusammenhang wurde auch Kritik an der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts laut, das in einer Reihe von Entscheidungen eine fünfstündige Nachtruhe als ausreichend anzusehen scheint. Der Londoner Antifluglärmaktivist John Stewart appellierte an alle Teilnehmer, dass der Kampf gegen Luftfahrtlobby und menschenverachtende Politiker nur durch absolute Einigkeit zu gewinnen ist.
Es wurde vereinbart, die Konferenz künftig in regelmäßigen Abständen an unterschiedlichen Orten zu wiederholen.
Die deutschen Delegierten aus Berlin, München, Frankfurt, Leipzig und Köln/Bonn waren sich mit den Vertretern aus den Nachbarländern darin einig, dass diese Konferenz ein erster wichtiger Schritt war, um den Lobbyinteressen der vernetzten Luftverkehrswirtschaft eine wirksame europaweit vernetzte Gegenmacht entgegen zu stellen und allen Versuchen damit künftig wirksam eine Abfuhr erteilt werden kann, die betroffene Bevölkerung gegeneinander auszuspielen.
Die Region Berlin-Brandenburg wurde durch die Friedrichshagener Bürgerinitiative (FBI) und den Bürgerverein Brandenburg-Berlin e.V. (BVBB e.V.) vertreten.